Anfang Oktober fand am Kurt-Schumacher-Damm in Berlin der jährliche Herbstrummel statt. In diesem Jahr ragte ein Fahrgeschäft allerdings besonders hervor: Der 55 Meter hohe Stahl-Arm „Anubis“, der Fahrgäste durch die Luft wirbelte.
Hinterm „Steuer“? Rekommandeur Mads Meyer-Schillhorn. Der 18-Jährige lockte mit seiner Stimme nicht nur neue Rummel-Besucher an, sondern übernahm auch die Verantwortung für Fahrtlänge, Geschwindigkeit und Co.. BERLIN LIVE hat mit ihm über seinen Alltag gesprochen.
Berliner Rummel: 18-Jähriger steuert komplettes Fahrgeschäft
„Wenn es nach meinem Vater gehen würde, dann würde ich wie er Arzt werden“, verriet Mads. Doch das sahen nicht alle in der Familie so: „Meine Mutter wusste das schon als ich ein Kind war – der landet bei den Schaustellern.“ Gesagt, getan. Bereits als Besucher auf einem Jahrmarkt habe der inzwischen 18-Jährige immer wieder Rekommandeure am Mikrofon beobachtet.
In seiner Freizeit übernahm der damalige Schüler dann selbst irgendwann mal die Aufgaben an einem kleinen Fahrgeschäft in seiner Heimat auf der Insel Föhr. „Da muss man für Brennen. Man kann das nicht einfach so sagen“, erklärte Mads. Als Rekommandeur machte er seine Sache gut, wurde prompt für den Herbstmarkt in Heide angefragt. So ging es dann immer weiter, bis er letztendlich bei der Schausteller-Familie Denies-Kipp landete.
Seine Stimme überhört auf dem Berliner Rummel kaum jemand
Für den Job als Sprecher am Fahrgeschäft gibt es keine Ausbildung. „Viele Leute denken, man setzt sich abends hin und schreibt einen Zettel mit Sprüchen, die man sagt – wie eine Einkaufsliste. Ich glaube, ich habe mir in meinem Leben noch nie einen Spruch aufgeschrieben“, gab Mads offen zu. Wenn, dann sprudelt es einfach spontan aus ihm heraus – doch immer mit einem gewissen eigenen Stil, der sich von den anderen Betreibern auf dem Platz abhebt.
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Ob der Plan letztendlich aufgeht? „Die Leute, die einsteigen, steigen ein. Die Leute, die nicht fahren wollen, fahren auch nicht“, erklärte Mads. So sei es jedenfalls bei seinem Fahrgeschäft, das mit seiner Höhe jede Menge Überwindung kostet. Wenn jedoch mal wenig los ist, fahre der Rekommandeur gut und gerne auch selbst mal eine Runde mit.
Rummel-Angestellter in Berlin betont: „Wie eine große Familie!“
Ohnehin könnte sich Mads Meyer-Schillhorn derzeit keinen besseren Alltag vorstellen. „Alle Menschen sind herzlich zu einem. Das ist wie eine große Familie. Man merkt den Zusammenhalt“, schwärmte der 18-Jährige. So komme es auch immer wieder vor, dass man bekannte Gesichter unter den Besuchern wieder trifft. Für den Rekommandeur steht jedenfalls fest: „Ich sehe mich auch in zehn Jahren noch hier!“ Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht – und das kann so schnell keiner überhören.