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Woltemade-Gala bei Karazor-Premiere – VfB hofft auf «Ruck»

Deniz Undav zählt zu den ersten Gratulanten. Das Stuttgarter 3:2 gegen Union schreibt mehrere Geschichten. Insbesondere mit dem Joker kommt entscheidend die Wende.

VfB Stuttgart - 1. FC Union Berlin
Nick Woltemade traf erstmals doppelt für den VfB Stuttgart. Credit: Tom Weller/dpa

Nick Woltemade hielt sich nach seinem Gala-Auftritt zurück. Kapitän Atakan Karazor trat als Sieg- und Premierentorschütze vor ihm aus der Reihe der feiernden Stuttgarter heraus. Woltemade brauchte einen kleinen Anschubser, um vor der VfB-Kurve ins Rampenlicht zu schreiten. 

Der 3:2-Erfolg des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Union Berlin war vor allem sein Verdienst. Der Joker sicherte den ersehnten Sieg, der nach Aufs und Abs für den Jahresendspurt und das wichtige Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Bern die Initialzündung sein soll. 

 „15 Jubel auf einmal“ 

Aus einem 0:2 machte Woltemade mit starken Toren ein 2:2. Karazor war es dann, der die famose Aufholjagd mit seinem ersten Tor in der Fußball-Bundesliga aus Stuttgarter Sicht zu einer noch schöneren Geschichte führte.

„Ich hätte 15 Jubel auf einmal machen können“, sagte der Mittelfeldspieler: „Dann wäre ich auf irgendwelchen Memes gelandet wahrscheinlich. Am Ende habe ich mich dafür entschieden, einfach zu meinen Jungs zu laufen.“ 

Er habe sich schon lange und auch nach dem Ende seiner Torflaute noch necken lassen müssen. Insbesondere vom verletzten Deniz Undav, den Woltemade und er aufspringen ließen. „Der hätte natürlich wieder ein geiles Ding gemacht, was weiß ich was. Aber für mich war heute nur so ein Pass in die Ecke drin“, sagte Karazor schmunzelnd.

Zu diesem entscheidenden „Pass in die Ecke“ kam Karazor in der 69. Minute erst mit freundlicher Mithilfe von Frederik Rönnow. Der Union-Torwart leistete sich einen kapitalen Fehlpass, den Karazor abfing. „Ihr wollt gar nicht wissen, was man da alles denkt in diesem Moment“, berichtete der 28 Jahre alte VfB-Anführer – und lenkte die Aufmerksamkeit auf Woltemade. 

Der lange Schlaks verzückt Fans und Mitspieler

„Zwei Meter lang und wahrscheinlich die beste Technik, die jemand haben kann mit so einer Größe“, lobte er. „Er hat uns brutale Stärke gegeben.“ In seinem achten Bundesligaspiel für den VfB erzielte Woltemade seine Treffer zwei und drei. Und hat damit schon eine bessere Ausbeute als bei den Bremern (41/2), von denen er im Sommer ablösefrei nach Stuttgart gewechselt war. 

Beim Vizemeister hatte sich der Schlaks hinter den Millionen-Transfers Undav (Muskelfaserriss) und Ermedin Demirovic sowie hinter dem ausgeliehenen El Bilal Touré (Mittelfußbruch) anstellen müssen. In der Champions League ist der 22-Jährige wegen der Regularien nicht gemeldet. Gegen Union trat Woltemade nun aus dem Schatten und begeisterte die Fans. Die Stimmung wurde allerdings von einem medizinischen Notfall im Gästeblock in der Schlussphase gedämpft. 

Woltemade war zuvor zur Halbzeit gekommen und erfüllte den Auftrag, „Energie“ ins Spiel zu bringen, eindrucksvoll. Nachdem er erst noch am 0:2 beteiligt war, traf er binnen acht Minuten doppelt (51./ 59.). 

Und zwar „abgeklärt“ und „clever“ sowie in „absoluter Mittelstürmer-Manier“, wie Sportvorstand Fabian Wohlgemuth lobte. Es sei seine beste Halbzeit für den VfB gewesen. Woltemade fand es selbst „verrückt“. Auf den Straßen am Stadion schwärmte manch Fan noch rund zwei Stunden nach dem Abpfiff von Woltemade als „Fußball-Gott“. 

VfB-Sieg mit Schattenseiten

Bisher war Woltemade als Torgarant im DFB-Pokal mit je einem Tor in allen drei Spielen, darunter der Viertelfinaleinzug am Dienstag in Regensburg (3:0), aufgefallen. „Er hat uns vor allem heute gezeigt, dass er sehr, sehr wichtig für uns werden kann. Und trotzdem muss Nick selbstverständlich auch selber geduldig bleiben“, mahnte Karazor vor zu hohen Erwartungen.

Der starke Woltemade-Auftritt drängte nicht nur die unansehnliche und mutlose erste Halbzeit, sondern auch den Fehler von Alexander Nübel beim 0:1 von Danilho Doekhi (37.) in den Hintergrund. Auch das 0:2 von Robert Skov, dessen Flanke als Treffer zählte, kurz nach der Pause konnte er nicht verhindern (48.).

Karazor setzt auf einen „Ruck“

In der Fußball-Bundesliga hat sich der VfB nun in die erhoffte ansprechende Ausgangsposition gebracht. In Heidenheim und gegen den FC St. Pauli möchten sich die Schwaben erfolgreich in die kurze Weihnachtspause verabschieden. „Ich hoffe, dass ein Ruck durch die Mannschaft geht nach all diesen schwierigen Wochen“, sagte Karazor. Erst einmal zählt es nun am Mittwoch in der Königsklasse gegen Young Boys Bern – ohne Nick Woltemade.

Dieser Artikel wurde erstellt mit Material von dpa.