Das Deutschlandticket soll den Nahverkehr in ganz Deutschland für alle erschwinglich machen. Mit aktuell noch 49-Euro im Monat kann man den ÖPNV überall nutzen, egal ob in der Heimatstadt auf dem Weg zur Arbeit oder um über das Wochenende mit dem Zug an die Ostsee zu fahren.
Für Studierende ist der Preis nicht gerade günstig. Zumal sie von ihrer Uni aus ohnehin verpflichtet sind, ein Semesterticket zu kaufen. Das gilt dann aber nur innerhalb des Berliner Stadtgebiets. Zwar bieten einige Universitäten die Option an, die Differenz zum eigentlichen Preis monatlich dazuzuzahlen, um auf diesem Wege die Möglichkeiten des 49-Euro-Tickets nutzen zu können, doch optimal ist das nicht. Deshalb soll jetzt das Deutschlandticket für Studierende kommen. Allerdings hagelt es am aktuellen Vorschlag Kritik.
Vorschlag widerspricht Berliner Gesetzgebung
Bund und Länder haben sich erst kürzlich darauf geeinigt, dass es ab dem Sommersemester 2024 für Studis eine günstigere Option für 29,40 Euro pro Monat geben soll. Deren Vertretungen in den Berliner Unis begrüßen die Einigung, aber die konkrete Umsetzung bereitet ihnen Bauchschmerzen. Das hat verschiedene Gründe. So ist einerseits „die rechtliche Lage unklar“, so der „rbb.“
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Das liegt daran, dass in Berlin Mitte nächsten Jahres das 29-Euro-Ticket eingeführt werden soll. „Das Semesterticket der Studierenden wäre dann aber 40 Cent teurer“, heißt es in dem Bericht. Das geht aber nicht, denn „im Berliner Hochschulgesetz ist festgehalten, dass das Semesterticket als Solidarmodell ‚preisgünstig‘ sein muss, also günstiger als vergleichbare Angebote.“ Hintergrund dieser Regelung ist, dass Studierende für das Ticket zahlen müssen – „egal, ob sie die Tickets nutzen oder nicht.“
Einigung in so kurzer Zeit kaum möglich
Der Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Technischen Universität, Gabriel Tiedje, bezeichnet das Angebot deshalb gegenüber dem „rbb“ als „vergiftet“. Er gibt außerdem zu bedenken, dass gar nicht alle Studierenden eine deutschlandweite Reiseoption benötigen.
Auch vom AStA-Vertreter der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Miguel Góngora, kommt Kritik, denn der Zeitplan ist sehr eng. Schon in wenigen Tagen müssen sich die Studenten für das Sommersemester zurückmelden. Bis dahin „müssen üblicherweise auch die Beiträge für das Semesterticket feststehen“, so der „rbb“. Um das zu schaffen, müssten die Verträge zwischen den Studierendenschaften und der VBB sehr schnell geschlossen werden. Die HWR hat ihre Rückmeldefrist in Hinblick darauf deshalb schon verschoben. Das gilt aber nicht für alle Unis in der Hauptstadt.
Preisgarantie für Studierenden-Ticket
Auch Marcel Hopp von der SPD-Fraktion ist mit der aktuellen Idee unzufrieden. Er fasst dabei einen anderen Punkt ins Auge: „Mit etwas Sorge betrachte ich eine Kopplung des Semestertickets an das reguläre Deutschlandticket.“ So ist geplant, es 60 Prozent günstiger als das Reguläre anzubieten. Doch dessen Preis könnte sich bald erhöhen, was dementsprechend auch Konsequenzen für die jungen Menschen und deren Geldbeutel hätte. Für ihn müsse daher eine Preisgarantie her.
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Eine Lösung wird also dringend benötigt. Das sieht auch Tobias Schulze, der hochschulpolitische Sprecher der Linken im Abgeordnetenhaus so. „Der Senat muss heute den Studierendenschaften ein klares Signal geben, ob das bundesweite Semesterticket zum Sommersemester in Berlin angeboten werden soll“, sagt er.
Wie der „rbb“ berichtet, heißt es von Seiten der Verkehrsverwaltung, dass es zwar beim Sommersemester bleiben solle, nun aber die Studierenden am Zug sind. Sie sollen „für ihre Hochschule jeweils ein Solidarmodell mit dem VBB verhandeln.“ Für Tiedje bedeutet das einen „Blindflug.“ Mehr Zeit hätte die Situation für alle Beteiligen deutlich vereinfachen können.