Es gab eine Zeit, da gehörte dieses Logo genauso zu Berlin wie das Brandenburger Tor, der Reichstag, das Olympiastadion oder die Oberbaumbrücke. Doch die Zeiten, in denen man an jeder Ampel ein Auto sah, auf dem eine blaue Robbe mit einem roten Ball spielte, sind heimlich still und leise vorbeigegangen.
Das Berliner Traditionsunternehmen „Robben und Wientjes“, zu dem zahlreiche Menschen in der Hauptstadt einen Bezug haben dürften, gibt es nicht mehr. Und das schon seit Juni. Wie konnte das so lange kaum jemandem auffallen?
Berlin: „Robben und Wientjes“ gehörte zum Stadtbild
Wer sich vor zehn Jahren durch Berlin bewegte, oder gar selbst einen Umzug stemmen musste, kam an „Robben und Wientjes“ nicht vorbei. Anstatt bei Europcar, Sixt und Co. einen Transporter für einen ganzen oder einen halben Tag zu holen, konnte man sich stundenweise einfach „eine Robbe mieten“. Das war günstig und verbraucherfreundlich.
2,50 Euro verlangten „Robben und Wientjes“ für die Stunde für einen kleinen Lkw. Und das mit einer unfassbaren Preisstabilität. Als das Unternehmen 1978 in Neukölln gegründet wurde kostete die Lkw-Stunde 5 Mark. Damals war die Vermietung pro Stunde revolutionär – und sie sollte bis vor einigen Jahren das Alleinstellungsmerkmal des Berliner Unternehmens bleiben.
Berlin: Schluss für „Robben und Wientjes“
Das galt auch, als die Gründer ihr Unternehmen an den Lkw-Vermieter Buchbinder verkauften, der zu Europcar gehört. Der hat nun, sechs Jahre später, den Daumen gesenkt. Seit Ende Juni gibt es „Robben und Wientjes“ nicht mehr. Gegenüber dem „Tagesspiegel“ erklärte Europcar, dass man sich aus strategischen Gründen für eine Schließung entschieden hatte. Zwei der drei Standorte werden geschlossen, an einem können weiter Europcar-Fahrzeuge ausgeliehen werden.
Doch warum blieb vielen Berlinern das Aus der Robbe so lange unbemerkt? Der Grund dürfte darin liegen, dass neue Pioniere „ihnen“Robben und Wientjes“ den Rang abgelaufen haben. War die stundenweise Vermietung 1978 und viele weitere Jahre revolutionär, kann man nun leicht noch flexibler an Transporter kommen.
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Wettbewerber wie Miles kosten zwar mehr als 2,50 Euro die Stunde, stehen aber überall am Straßenrand und lassen sich auch nach zehn oder 15 Minuten schon wieder abstellen – fast überall. Bei „Robben und Wientjes“ musste man bis 2017 noch telefonisch bestellen, die Transporter am Hof abholen. Die Digitalisierung wurde viele Jahre verschlafen.