Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, war das für die Menschen in der DDR eine große Befreiung. Denn das Ende der Mauer bedeutete nicht nur das Ende des Reiseverbots in den Westen, sondern es war auch der Anfang vom Ende des DDR-Spitzel-Staates.
Zuvor hatte das Ministerium für Staatssicherheit (kurz Stasi) über Jahrzehnte die DDR-Bürger bespitzelt. Mit dafür verantwortlich waren über die Jahre fast 200.000 „inoffizielle Mitarbeiter“, Menschen, die ihre Freunde und Familie an den repressiven Sicherheitsapparat verrieten. All das ging stets mit einem großen Missbrauch von Vertrauen einher – genauso wie dieser Fall, der nun Schlagzeilen macht.
Berliner Pfarrer bespitzelte Gefangene
Über Jahre hatte der Berliner Pfarrer Eckart Giebeler seine Stellung als Gefängnisseelsorger ausgenutzt. Als IM Roland bespitzelte er Gefangene: Ganze 15 Aktenordner mit je 300 Blatt füllten seine Berichte. Nach der Wende war seine Karriere noch nicht vorbei, bis 1992 arbeitete der Berliner noch im Brandenburger Justizministerium, dann brachte ihn eine ARD-Recherche zu Fall.
+++ Berlin: Tauben brutal getötet und roh gegessen – keine Konsequenzen? +++
Die Kirche hatte den Fall lange nicht beachtet. Sie sah sich nicht zuständig, wurde nie gegen den ehemaligen Stasi-Spitzel tätig. Nun, rund 30 Jahre nach seiner Enttarnung und fast 20 Jahre nach seinem Tod – Giebeler starb im Jahr 2006 – bekannte die Landeskirche Berlin-Brandenburg nun ihre Schuld im Umgang mit dem Theologen und seinen Opfern.
In einer Erklärung der Kirchenleitung, die Berlins Landesbischof Christian Stäblein am Sonntag bei einem Gottesdienst in der Marienkirche verlesen hatte, heißt es: „Eckart Giebeler hat systematisch das Beichtgeheimnis verletzt.“ Und weiter: „Dies ist und bleibt ein schweres Dienstvergehen und zieht in kirchenrechtlicher Hinsicht Konsequenzen nach sich.“
Berliner Landeskirche bezieht Stellung
Dass die Kirche nie gegen Giebler tätig geworden sei, sei ein großer Fehler gewesen. Stäblein sprach von einem „eklatanten Mangel an Verantwortungsübernahme sowie einer Nichtbeachtung der geschädigten Menschen“. Im Vorfeld der Erklärung hatte es Treffen zwischen Bischof Stäblein und Betroffenen gegeben.
Mehr News aus Berlin:
Der Berliner Bischof hatte in den vergangenen Jahren mehrere Schulderklärungen der Landeskirche vorangetrieben. So wurden bereits queere Menschen für die erfahrenen Diskriminierungen um Vergebung gebeten.