Depressionen, Angstzustände oder Panikattacken sind nur eine kleine Auswahl an Gefühlen, Gedanken oder einem Verhalten, das Menschen in ihrem Alltag beeinträchtigen kann. Auch in Berlin haben zahlreiche Personen mit den Symptomen der Störungen zu kämpfen.
Für einige von ihnen kostet es regelrechte Überwindung, einen psychologischen Kontakt aufzusuchen. Doch nun stell dir mal vor, die anschließende Behandlung entpuppt sich als Pseudo-Therapie und Patienten durchleben eine komplette Gehirnwäsche, die sie im schlimmsten Fall noch kranker macht?
Unmöglich? Von wegen. Ein Reporter-Team des Berliner Studios „Undone“ deckte genau solche Fälle auf – mit erschreckenden Schicksalen.
Berliner Journalisten bringen erschütternde Details ans Licht
Bereits die ersten beiden Folgen des neuen Podcast-Formats „Geteiltes Leid“ lassen einem die Haare zu Berge stehen: Es geht um Leonie, eine junge Frau aus dem Süden des Landes. „Leonie war schon vorher psychisch erkrankt, das war mir wichtig, herauszuarbeiten. Denn das ist auch für mich der Skandal: Leonie war eben eine besonders vulnerable Person, die noch mehr als andere darauf angewiesen war, echte Hilfe zu bekommen“, erklärte Podcast-Autorin Olga Herschel, Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die Hilfe bekam Leonie jedoch nicht. Stattdessen landete sie in einem Netzwerk von Verschwörungstheoretikern, die auf äußerst fragwürdige Behandlungen zurückgreifen. Im Grunde spricht man von ritueller sexualisierter Gewalt und Mind Control. „Unsere Recherche zeigt, dass es ein bestimmter Kreis von Trauma-Therapeut:innen ist, der an Verschwörungserzählungen glaubt und damit gehen bestimmte Therapieansätze einher“, stellte Herschel klar.
Berliner Reporter sprechen mit zahlreichen Betroffenen
Leonies Schicksal ist leider nicht einmalig. Für die Recherche hatte das Journalisten-Team mit mehreren Betroffenen Kontakt – in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz: „Wir haben unter anderem Menschen aus Klinik-Bewertungsportalen angeschrieben und haben dann von Betroffenen weitere Menschen genannt bekommen.“ Handfeste Zahlen der Patienten können nicht genannt werden – zahlreiche Fälle von schädlichen Therapien finden in einem Dunkelfeld statt.
„Vielleicht als Annäherung: In Folge vier nehmen wir eine bestimmte Klinik unter die Lupe, die sich auf eine bestimmte Diagnose spezialisiert hat, sie hat dafür eine extra Abteilung und da sind immer 5 bis 6 Patient:innen. Aber es gibt eben auch andere Kliniken und Niedergelassene“, erläuterte Herschel.
Ärztin betont: „Das dürfte schon lange nicht mehr sein!“
„Als ich die Geschichte von Leonie gehört habe? Mir kam ein Unglaube auf, ich dachte, das kann doch alles gar nicht sein“, gab die Ärztin und Journalistin offen zu. Durch sämtliche Belege von Arztbriefen, Schreiben an Ämter, Mails und Co. durch Leonies Familie hatten die Reporter den Beweis dann allerdings schwarz auf weiß. Eine persönliche Geschichte, die kaum vorstellbar ist – besonders erschreckend ist allerdings: Genau so kann sie aktuell immer und immer wieder stattfinden.
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„Der erste Schritt wäre für mich eine Art Konsens zu finden, dass diese Form der Therapie und die damit einhergehende Verschwörungserzählung großen Schaden anrichtet. Da sind wir nämlich noch nicht“, betonte Herschel. So gebe es immer noch etliche Ausbildungsinstitute und Fachkreise, wo Fortbildungen zum Thema rituelle Gewalt stattfinden. „Das dürfte eigentlich schon lange nicht mehr sein – und dazu wollen wir mit unserem Podcast beitragen“, so Olga Herschel gegenüber BERLIN LIVE.
„Geteiltes Leid“ – der neue vierteilige Investigativ-Podcast von Undone ab 15. November 2024 immer freitags überall, wo es Podcast gibt.