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Rammstein: Darum stehen so viele Fans trotz der schweren Vorwürfe hinter der Berliner Band

Noch immer stehen Missbrauchsvorwürfe gegenüber Rammstein-Frontsänger Till Lindemann im Raum. Viele Fans bleiben dennoch treu – warum?

Rammstein
u00a9 IMAGO/Eyepix Group

Beelitz Heilstätten: So sieht der gruselige Lost Place von innen aus

Etwas außerhalb von Berlin gibt es einen schaurigen Lost Place zu entdecken. Genauer gesagt südwestlich von Potsdam im Bundesland Brandenburg. Hier, mitten im Wald, befand sich einst die größte und modernste Tuberkulose-Klinik der Welt – die Beelitzer Heilstätten. Im Jahr 1945 wurde das Krankenhaus von der Roten Armee als Militärhospital übernommen – kurz nach der Wende zogen sie ab und die Gebäude fielen mehr und mehr in sich zusammen.

Die Berliner Band Rammstein ist aktuell in aller Munde – allerdings nicht im positiven Sinne: In den vergangenen Wochen wurden immer wieder Missbrauchs-Vorwürfe rund um Frontsänger Till Lindemann erhoben. Der ließ diese jedoch über seine Anwälte zurückweisen.

Am 15. Juli soll in Berlin das erste von drei geplanten Rammstein-Konzerten im Rahmen der Europa-Stadion-Tour stattfinden. Jeder einzelne Termin in der Hauptstadt ist restlos ausverkauft. Wie kann es sein, dass die Fans trotz all der vermeintlichen Ereignisse weiter hinter der Band stehen? BERLIN LIVE hat nachgehakt!

Rammstein: Fans bleiben ihrem Idol treu

„Wir reden da von einer Blase, in der man sich befindet. Dort herrscht eine selektive Wahrnehmung“, stellte Psychologe und Fan-Forscher Martin Huppert gegenüber unserer Redaktion klar. Die Vorwürfe würden demnach von jeder Person unterschiedlich interpretiert und gewichtet werden. „Dann kann es durchaus sein, dass ein Fan die Situation anders sieht als jemand, der nicht so voreingenommen ist“, erklärte der Experte.

Die selektive Wahrnehmung könne jeder Mensch bewusst oder auch unbewusst so manipulieren, dass man nur das sieht und verarbeitet, was man sehen möchte. Solange nichts Schwarz auf Weiß bewiesen wurde, bleibe ein treuer Fan deshalb meist bei seiner bisherigen Meinung über seinen Star. „Niemand will nach 20 Jahren sagen, dass alles Quatsch ist, was man geglaubt hat. Damit würde man ja seine Vergangenheit entwerten“, erläuterte Huppert. Und mit diesem Fall möchte sich wohl niemand gerne auseinandersetzen.

Forscher überzeugt: Es kommt auf Dauer des Fan-Seins an

Dabei würde ein treuer Fan häufig nur auf bestimmte Infos zurückgreifen. „Wenn es beispielsweise eine Meldung der Band gibt, werde ich dieser als Fan einen größeren Stellenwert zurechnen als einem Bericht aus den Medien“, verriet Huppert. Dabei spiele es aber auch eine Rolle, wie lange man schon eine Band oder Person verfolgt.

Doch ab wann ist man überhaupt ein Fan? Eine genaue Definition hierfür gebe es laut Huppert nicht – dennoch könne man gewisse Muster erkennen. Während beispielsweise beim einen das Entertainment an erster Stelle steht, achtet ein anderer vielleicht viel mehr auf die Person als Idol. „Ich würde sagen, bei Rammstein wird es überwiegend das Produkt-Denken sein oder eben Till Lindemann als Idol“, vermutete Huppert.

Rammstein-Frontsänger Till Lindemann hat das Zeug zum Star

Immerhin habe Till Lindemann mit einigen seiner Eigenschaften großes Potenzial ein Star zu sein. „Er ist mit Sicherheit charismatisch in der Art und Weise, wie er sich präsentiert. Hinzu kommt allgemein bei Rammstein das Spiel mit den Extremen. Das fasziniert sicherlich einige“, mutmaßte der Fan-Forscher.

Zusätzlich scheint es so, als würde Lindemann ein weiteres Erfolgsrezept ganz gut beherrschen: Viele seiner Fans würden nämlich das erschaffene Bild seiner Figur bewundern, ohne zu wissen, wie Lindemann vielleicht privat ticke. Auf diese Art und Weise nehmen die Fans ihr Idol dann auch zur Not in Schutz.

Rammstein: Fans nehmen ihr Idol in Schutz

Um an dieser Stelle den Kreis zu schließen, hatte Huppert eine passende Aussage parat. Viele Fans würden derzeit nämlich in Bezug auf sämtliche Vorwürfe mit folgendem Argument urteilen: „Ob das stimmt? Es war ja keiner dabei!“ Und solange nichts bewiesen wurde, muss sich wohl jeder mit dieser Aussage abfinden – ganz egal, ob Fan oder auch nicht.