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Tierheim Berlin spricht Klartext zu Pitbulls & Co. – „Die Liste muss weg“

Im Tierheim Berlin befinden sich viele Listenhunde. Eine Sprecherin erklärt BERLIN LIVE, warum die Vermittlung so schwierig ist.

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© Tierheim Berlin

Tierheim Berlin: Die Stadt der zurückgelassenen Tiere

Im äußersten Nordosten Berlins steht das Tierheim Berlin. Mit einer Fläche von 16 Hektar Land ist es das größte Tierheim Europas und wirkt wie eine kleine Stadt für zurückgelassene Tiere.

Listenhunde sind Hunde, die aufgrund ihrer Rasse als gefährlich eingestuft werden. Im Volksmund werden sie auch als „Kampfhunde“ bezeichnet. Alles falsche Vorurteile – meint das Tierheim Berlin.

Im Gespräch mit BERLIN LIVE erklären die Helfer, warum diese Hunde so oft falsch verstanden werden und warum sie immer wieder ausgesetzt und sichergestellt werden.

So viele Listenhunde befinden sich im Tierheim Berlin

„Listis“ werden die Listenhunde im Tierheim Berlin genannt, denn dort ist das Wort „Kampfhunde“ tabu. „Das ist ein ganz negativer Begriff“, klärt eine Sprecherin des Tierheims auf. „Kämpfen für ein neues Zuhause. Das ist das einzige, worum die ‚Listis‘ kämpfen.“ Denn sie seien oft schwer vermittelbar.

Nicht nur, weil die Listenhunde ein schlechtes Image hätten, sondern weil die Auflagen für die Adoption sehr hoch seien. Immerhin braucht man für eine Adoption eines Listenhundes in Berlin einen Sachkundenachweis, einen Wesenstest, ein Führungszeugnis und eine Hundehaftpflichtversicherung. In Brandenburg ist die Haltung von bestimmten Listenhunden komplett verboten.


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Das erschwere die Vermittlung enorm. „Aktuell befinden sich rund 50 Listenhunde im Tierheim Berlin, es gibt viele Interessenten, aber nicht jeder eignet sich für die Adoption eines Listenhundes“, erklärt die Sprecherin.

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Der Listenhund Paco sucht nach einem neuen Zuhause. Credit: Tierheim Berlin

Es würde immer wieder Menschen geben, die Listenhunde aus den falschen Gründen adoptieren wollen: „Die sagen dann ‚Kampfhunde‘, weil die auf der Suche nach Tieren sind, die aggressiv wirken.“ Die Tierpfleger seien aber so geschult, dass diese Menschen von der Adoption ausgeschlossen werden würden.

Sind Listenhunde wirklich gefährlicher?

Solche Menschen seien oft der Grund, warum Listenhunde überhaupt erst vom Veterinäramt sichergestellt werden müssten. Paco wurde zum Beispiel von seinen Besitzern misshandelt und gequält. „Viele Listenhunde werden von ihren Besitzern durch die Erziehung erst scharf gemacht“, so die Sprecherin.

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Listenhund Diva sucht ebenfalls nach liebevollen Hundehaltern. Credit: Tierheim Berlin

So auch „Listi“ Diva. „Die wollte das aber nicht. Die hat da überhaupt nicht mitgespielt und wurde deswegen weggesperrt.“ Bis das Veterinäramt eingreift, sei es oft viel zu spät. Die Hunde seien dann schon verstört, verängstigt oder hätten bereits jemanden gebissen. Nicht selten leiden die Vierbeiner durch ihre schlechte Aufzucht an chronischen Krankheiten.


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„Dann sitzen sie bei uns im Tierheim und wir müssen das wieder geradebiegen. Müssen sie wieder an den Menschen gewöhnen“, erklärt die Sprecherin die, ganz klare Forderungen an die Politik stellt, um die Problematik um die Listenhunde zu verbessern. „Die Listen müssen weg“.

Die Beißstatistiken würden nicht belegen, dass Listenhunde gefährlicher seien als andere Rassen – denn die würden vom Schäferhund und vom Dackel angeführt werden. Der einzige Unterschied sei der kräftigere Kiefer bei den „Listis“. Statt den Listen fordert das Tierheim Berlin einen Hundeführerschein für alle. Dadurch würde sich nicht nur eine Liste erübrigen, sondern auch Beißvorfälle massiv reduziert werden.