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Berlin: Wie sicher ist die Stadt für Frauen? – eine Expertin spricht Klartext

Wie sicher ist Berlin für Frauen? Eine Expertin erklärt: „Gewalt gegen Frauen ist leider nach wie vor alltäglich und tritt überall auf“.

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© IMAGO/Dominik Kindermann

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Nachts alleine durch Berlin laufen – bei dem Gedanken wird vielen Frauen mulmig. Aber längst ist es nicht mehr nur die Dunkelheit, in der sich vor allem weibliche Personen in der Hauptstadt fürchten. Auch am helllichten Tag gibt es allerhand Dinge, die ein ungutes Gefühl auslösen. Bereits 2020 führte die Menschenrechtsorganisation Plan International eine Umfrage durch, in der mehr als 940 Frauen auf interaktiven Karten öffentliche Räume in Berlin, Hamburg, München und Köln markierten, die sie als sicher oder unsicher empfanden. Von den mehr als 1.000 markierten Orten, wurden 80 Prozent als unsicher angesehen.

Auch 2023 wird sich daran wenig geändert haben. Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park, Catcalling in öffentlichen Verkehrsmitteln und Drogenkonsumenten am Straßenrand – all das macht etwas mit den Frauen in Berlin und ihrem Sicherheitsempfinden. BERLIN LIVE fragte bei Julia Selge, einer der Sprecherinnen der Landesarbeitsgemeinschaft der Bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten nach, wie sie die Sicherheit von Frauen in der Stadt einschätzt. Sie sagt: „Gewalt gegen Frauen ist leider nach wie vor alltäglich und tritt überall auf.“

Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum „am gefährlichsten“

Viele mögen den Eindruck haben, die Sicherheitslage für Frauen in Berlin habe sich in den letzten Monaten und Jahren verschlechtert. Eine solche Einschätzung teilt Julia Selge nicht. Sie sagt, ihr würden keine Zahlen vorliegen, die dies nahelegen. Stattdessen erklärt sie: „Meines Erachtens hat sich die Sensibilität der Öffentlichkeit gegenüber Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum erhöht.“

Trotzdem ist die Sicherheitslage insbesondere für Frauen in der Hauptstadt alles andere als befriedigend. „Gewalt gegen Frauen ist leider nach wie vor alltäglich und tritt überall auf“, so Julia Selge. Am häufigsten und am gefährlichsten sei Gewalt gegen Frauen aber im sozialen Nahraum (durch Partner, Ehemänner oder Ex-Partner).

Stereotypisches männliches Dominanz- und Macht-Verhalten im öffentlichen Raum

Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Frauen in der Öffentlichkeit in Berlin unsicher fühlen. Für Selge spielt dabei vor allem ein Aspekt eine zentrale Rolle. „In unserer Gesellschaft ist es leider immer noch so, dass stereotypisches männliches Dominanz- und Macht-Verhalten im öffentlichen Raum stark präsent ist. Dies kann zum Beispiel beim sogenannten Catcalling beobachtet werden“, erläutert sie.

Besonders Berichte über verschiedene Vorfälle (wie unter anderem die Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park) dürfte die Angst vieler in der Stadt in den vergangenen Monaten verstärkt haben. Doch Selge betont: „Vergewaltigungen (auch Gruppenvergewaltigungen) im Görlitzer Park (oder anderen) gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder.“ Doch darüber sei bisher wenig berichtet worden. Neben dem Görlitzer Park gibt es in Berlin einige weitere Orte, die als Kriminalitätsschwerpunkte gelten und von Frauen, wenn möglich, eher vermieden werden. Als „kriminalitätsbelasteten Ort“ stuft die Polizei unter anderem den Kotti, die Hermannstraße und den Hermannplatz in Neukölln und den Alexanderplatz ein.

Spezifische Angsträume gibt es in jedem Bezirk

Julia Selge sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Jeder Bezirk hat spezifische Angsträume, die mit den lokalen Akteuren benannt und verbessert werden müssen.“ Nachts könnte das zum Beispiel „der nicht gut ausgeleuchtete Park sein oder die unübersichtlichen Unterführungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln“.

Um genau diese Zustände, die für Angst bei Frauen sorgen, zu verbessern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gegenüber BERLIN LIVE nennt Selge vier Beispiele: „Gute Beleuchtung insbesondere von Haltestellen, Unterführungen und Verbindungswegen, Einbeziehung lokaler Akteure bei der Gestaltung des öffentlichen Raums, Ausbau der Nachtmobilität, um eine wohnortsnahe Anbindung zu ermöglichen und Schulungen des Personals beim öffentlichen Nahverkehr für geschlechtsspezifische Gewalt“.


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Doch bis solche Maßnahmen umgesetzt sind, kann es dauern. Also was tun, wenn man als Frau in Berlin unterwegs ist und sich unsicher fühlt? Julia Selge rät: „Frauen, die sich, insbesondere, durch örtliche Begebenheiten unsicher fühlen, können sich an den bezirklichen Frauenbeirat oder die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte wenden.“