Für die Umstehenden war es ein Schock: Als sich am 6. Juli eine Gruppe Demonstranten am Berliner Bahnhof Ostkreuz versammelt hatten, um zu einer Demonstration gegen Rechts aufzubrechen, wurde es plötzlich turbulent. Vermummte Neonazis rannten auf die Personen zu, und schlugen auf ihre Opfer ein. Sie sollen auch Schlagstöcke, Schlagringe und Reizgas dabei gehabt haben. Als Bundespolizisten eingriffen, wurden auch sie angegriffen und wie auch einige Demonstranten verletzt.
Fassen konnte die Polizei die Täter allerdings nicht. Nun gab es eine große Razzia im Umfeld der rechtsextremen Kleinpartei „III. Weg“ und ihrer Jugendorganisation „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ). Die Polizei hat Durchsuchungen an zehn Standorten in Berlin, Brandenburg und Sachsen durchgeführt.
Berlin: Razzia nach Ostkreuz-Angriff
An den Durchsuchungen in den drei Bundesländern waren nach Angaben der Berliner Generalstaatsanwaltschaft rund 130 Einsatzkräfte beteiligt. Anlass waren Ermittlungen zu mehreren Gewalttaten unter Beteiligung von insgesamt neun Personen im Alter von 17 bis 21 Jahren, die der NRJ zugerechnet werden. Sie sollen an den Angriffen am 6. Juli am Ostkreuz beteiligt gewesen sein.
+++ Taylor Swift kommt nicht nach Berlin – Fans machen ihr eigenes Ding +++
Zudem wird den betreffenden Personen vorgeworfen, an einer Raubtat im Januar beteiligt gewesen zu sein. Damals sollen sie einen 20-Jährigen aus politischer Motivation heraus angegriffen und Teile seines Eigentums entwendet haben. Dabei sollen sie ihm ins Gesicht geschlagen und versucht haben, ihm einen Aufnäher vom Rucksack abzureißen.
Polizei stellt Schlagwerkzeuge sicher
Bei den Razzien konnten alle Tatverdächtigen angetroffen werden. Die Polizei stellte mobile Endgeräte, digitale Speichermedien, bei der Tat getragene Kleidungsstücke, ein Kraftfahrzeug und Propagandamaterial sicher. Zudem beschlagnahmten die Beamten auch gefährliche Gegenstände wie Schreckschusswaffen, Schlagwerkzeuge, Handschuhe und Elektroschocker. Die Tatverdächtigen wurden nach den Durchsuchungen aus den polizeilichen Maßnahmen entlassen.
Mehr News aus Berlin:
Rund um die „Nationalrevolutionäre Jugend“ gab es zuletzt mehrfach Berichte. Zuletzt hatte die Neonazi-Vereinigung im Stadtpark Lichtenberg ein Kampfsport-Training abgehalten. Der Berliner Verfassungsschutz-Chef Michael Fischer erklärte gegenüber der BZ: „Junge Leute in erklecklicher Zahl werden über Kampftrainings an rechtsextremistische Ideologie der übelsten Sorte, an Rassismus, herangeführt. Die Zugkraft für Berlin ist neu.“
Der Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, kommentierte: „Wir erleben in unserem Land seit Längerem, dass sich Menschen zwar weiterhin von Neonazis abgrenzen, aber sich rechtsextreme Denkweisen wie ein Krebsgeschwür in unsere Gesellschaft fressen.“ Gerade junge Menschen würden durch Social Media immer öfter rekrutiert. Er forderte, Betreiber in die Verantwortung zu nehmen. Zudem betonte er: „Aus Worten werden Taten und die heutigen Durchsuchungen zeigen, dass man sich bewaffnet und bereit ist, andere schwer zu verletzen.“