Eine unscheinbare Bushaltestelle mitten in einem Kiefernwald in Brandenburg ist das Eingangstor zum Anti-Tesla-Protest geworden. Hier steigt ein Mann mit einer Einkaufstasche aus dem Bus. Er ist auf dem Weg zum Wald-Camp am Tesla-Werk in Grünheide – für die Menschen in den Baumhäusern hat er Wasser, Klopapier und warme Decken dabei.
Seit Ende Februar campieren rund 100 Menschen in dem Waldteil, der für den Ausbau der Tesla-Gigafactory gerodet werden soll. Ihr Protest nimmt dabei immer größere Ausmaße an. BERLIN LIVE war vor Ort und hat mit den Baumbesetzern gesprochen!
Tesla-Gegner richten sich im Wald ein
Es ist ein kleines und erstaunlich strukturiertes Dorf zwischen Bäumen, das man hier betritt – nur dass die Häuser und ihre Bewohner in den Lüften hängen. An die 20 Baumhäuser bilden mittlerweile das Waldcamp der Tesla-Gegner. Äste markieren die Wege auf dem Waldboden. „Wir wollen den Wald so wenig beanspruchen wie möglich“, sagt Leo gegenüber BERLIN LIVE.
Seit Tag 1 ist Leo im Camp und plant, so lange zu bleiben, bis die Ausbaupläne gestoppt und der Wald gerettet sind. Hier und da hängen verschiedene Banner mit klaren Ansagen an Tesla und Boss Elon Musk. Leo: „Das Camp ist die Gegenmacht gegen Elon.“
Anti-Tesla-Protest wird immer größer
Nachdem das Camp bereits kurz vor der Räumung stand, sind noch mehr Personen gekommen, um sich dem Protest anzuschließen. Wie viele es genau sind, will Leo gegenüber BERLIN LIVE nicht sagen – auch aus taktischen Gründen, weil man der Polizei eine Räumung so schwer wie möglich machen will.
Trotz der Temperaturen um die null Grad herrscht reges Treiben im Camp. Baumhäuser werden erweitert, neue gebaut. Meist dunkel gekleidete und teilweise vermummte Personen seilen sich von den Bäumen ab. Es wird geplaudert, gewerkelt und für den Ernstfall der Camp-Räumung durch die Polizei trainiert.
„Gehen schlafen, als ob morgen die Polizei räumen würde“
Denn damit rechnet man hier täglich: „Wir gehen jeden Abend so schlafen, als ob morgen die Polizei räumen würde.“ Und tatsächlich kommen Beamte jeden Morgen ins Lager. Die Camp-Bewohner haben dafür eigens eine Stelle besetzt: der „Polizeikontakt“. Am Anfang seien es immer wieder dieselben Polizisten aus der Gegend gewesen, erzählt Leo: „Dann wurden sie ausgetauscht und jetzt kommen immer wieder andere.“
100 Hektar Wald sollten für die Erweiterung von Tesla gerodet werden. Bereits seit Monaten kämpfen die „Bürgerinitiative Grünheide“ und weitere Tesla-Gegner gegen diesen Ausbau. Sie sehen die Umwelt rund um Grünheide in Gefahr – es geht dabei allen voran um das Wasser. Denn Brandenburg hat ein Problem mit dem Trinkwasser.
Mehr News:
Aufgrund fehlender Niederschläge bildet sich immer weniger Grundwasser. Würde das Werk von Musk ausgebaut, würde das ohnehin schon knappe Wasser in die Produktion von E-Autos fließen. Zwar hat Tesla seine Baupläne bereits angepasst, will jetzt 47 statt 100 Hektar roden. Doch die Baumbesetzer wollen bleiben, bis kein einziger Baum mehr für das Werk gefällt werden soll.