Nach der schrecklichen Tat am Hamburger Hauptbahnhof werden wieder Stimmen für ein Verbot von Messern im öffentlichen Raum laut. Am Freitag (23. Mai) hatte dort eine Frau an einem Gleis auf Fahrgäste eingestochen und 18 Personen teils lebensbedrohlich verletzt.
In Berlin gibt es ein solches Verbot zumindest zeitlich eingeschränkt an einigen Bahnhöfen seit Montag (26. Mai). Doch bringt es etwas? BERLIN LIVE hat beim Innensenat, dem Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, Benjamin Jendro, und Grünen-Sicherheitsexperte Vasili Franco nachgefragt.
Berlin: Messerverbot soll für mehr Sicherheit sorgen
Wer in Berlin aktuell mit der Bahn unterwegs ist, muss sich jetzt auf einigen Berliner Bahnhöfen an eine neue Ordnungsverfügung der Bundespolizei halten. Bis zum 30. Juni dürfen gefährliche Gegenstände, wie unter anderem Messer, zwischen 14 und 4 Uhr nicht mehr mitgeführt werden.
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Mithilfe dieses Verbots soll die Sicherheit erhöht und die seit Jahren steigende Messergewalt an Bahnhöfen eingedämmt werden.
Gewerkschaft der Polizei in Berlin findet zustimmende Worte
Der Innensenat wollte das Verbot der Bundespolizei auf Anfrage von BERLIN LIVE nicht kommentieren. Man wies aber daraufhin, dass man für ein flächendeckendes Messerverbot im öffentlichen Nahverkehr ist.
Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, Benjamin Jendro, äußerte sich zu der Maßnahme zustimmend: „Es ist ein weiterer Versuch der Kollegen, in Bahnen und auf Bahnhöfen präventiv für die Gefahren durch Messer zu sensibilisieren.“
Dies an hochfrequentierten Bahnhöfen und in den Nachmittags-, Abend- und Nachtstunden zu tun, ergebe Sinn. Der GdP-Sprecher betonte allerdings auch, dass es sich dabei um ein personalintensives Unterfangen handele, das örtlich stark limitiert sei.
Grünen-Sicherheitsexperte kritisiert Maßnahme scharf
Um die Messergewalt in den Griff zu bekommen, bräuchte es ineinandergreifende Maßnahmen. Jendro forderte mehr Prävention, ein generelles Messerverbot im öffentlichen Raum mit berufsbedingten Ausnahmen und entsprechende Bußgelder sowie Urteile bei Verstößen. Er spricht sich zudem für den Einsatz von KI und Videotechnik aus, „um zum Beispiel Stichbewegungen zu erkennen und ohne großen Zeitverzug Polizisten dort zu haben, wo Menschenleben gefährdet werden.“
Grünen-Sicherheitsexperte Vasili Franco erklärte auf Anfrage von BERLIN LIVE: „Obwohl die Polizei selbst ständig betont, dass durch Messerverbote keine gezielten Angriffe verhindert werden können, wird das Instrument der Verbotszonen immer wieder aus der Kiste geholt“, erklärt der Sicherheitsexperte. Er ergänzte, dass es solche bereits in der Vergangenheit an Berliner Bahnhöfen gegeben habe – aber ohne durchschlagende Erfolge.
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„Verbotszonen führen zu einer massiven Mehrbelastung für die Polizei und zu tausenden unnötigen Kontrollen von unbescholtenen Bürgerinnen und Bürgern“, kritisierte Franco gegenüber BERLIN LIVE. Um die Sicherheit vor allem an stark frequentierten U- und Bahnstationen zu verbessern, plädiert er für mehr ansprechbares Personal, Präsenz und soziale Angebote gegen die zunehmende Verwahrlosung in und um die Bahnhöfe.