In einer Stadt wie Berlin, wo das gastronomische Angebot boomt, stirbt eine besondere Kultur aus: die des Kaffeehauses. In Berlin-Schöneberg muss genau einer dieser Orte schließen, das Café Berio steht kurz vor dem Aus (BERLIN LIVE berichtete). Das lässt nicht nur Inhaber Karsten Schork (61) verzweifeln. Auch viele seiner Gäste sind enttäuscht über die Schließung ihres Lokals in Schöneberg. BERLIN LIVE sprach mit Schork und seinen Stammgästen.
Berlin: Stück Geschichte geht verloren
Direkt am Nollendorfplatz in Schöneberg pulsiert das Leben vor dem Café Berio. Hier genießen Menschen bei gutem Wetter die Sitzmöglichkeiten im Freien und beobachten das bunte Treiben in der Maaßenstraße. Doch dieses Bild wird bald der Vergangenheit angehören. Bereits in zwei Monaten, „spätestens Mitte September, eher Ende August“, so Schork, muss sein Café die Türen schließen. Karsten Schork eröffnete sein Café „Anfang der 80er, als noch alles tot war.“
Die Räumlichkeiten wollte damals niemand haben, doch Schork verwandelte sie in ein charmantes Kaffeehaus mit dem Flair des klassischen Berliner Zimmers und einer Einrichtung im Stil der 50er Jahre. In den letzten vier Jahrzehnten wuchs jedoch nicht nur das gastronomische Angebot, sondern auch eine feste Gemeinschaft im Kiez. Das Berio ist bekannt als Regenbogencafé, ein Treffpunkt für ein gemischtes Publikum, das sich hier wohlfühlt und austauscht. Die Reaktionen der Gäste lassen auch Inhaber Schork nicht unberührt.
Berlin: Emotionale Abschiede vom Berio
Für viele Gäste ist das Berio mehr als nur ein Café – es ist ein zweites Zuhause. BERLIN LIVE sprach mit Stammgästen, die ihre Trauer über die bevorstehende Schließung ausdrückten. „Wir sind natürlich tieftraurig über die Schließung“, erzählt ein langjähriger Gast. Ein anderer berichtet ebenfalls über den besonderen Austausch im Café: „Wir kennen den Besitzer schon länger aus dem Kiez, es arbeiten auch viele um die Ecke.“ Er selbst arbeitet als Erzieher, hat mit den Kindern sogar immer den Weihnachtsbaum im Berio geschmückt.
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Erinnerungen, die bald nicht mehr geschaffen werden können. Auch der krönende Abschluss zum Jahresende fällt weg: „An Silvester sind wir immer zusammengekommen, haben die Feuerwerke vom Balkon aus angeschaut und sind dann weitergezogen. Das fällt jetzt alles weg“, so der Stammkunde weiter. Karsten Schork nehmen die Reaktionen seiner Gäste mit: „Das berührt, es gibt kein vergleichbares Café und das wird ein Loch hinterlassen.“
Die Gründe für die Schließung sind für Schork selbst unklar. Seit fünf Jahren versucht er, die Eigentümer zu kontaktieren, um den auslaufenden Mietvertrag zu erneuern – ohne Erfolg. „Nur ein einziges Mal konnte ich mit ihnen sprechen, weitere Briefe, Anrufe und Nachrichten blieben unbeantwortet“, berichtet er.
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Doch es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer: Eine Petition wurde ins Leben gerufen, die du hier unterschreiben kannst. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob das Regenbogencafé vielleicht doch noch eine Zukunft hat. Karsten Schork und seine Gäste hoffen weiterhin, dass ihr geliebtes Café bestehen bleibt und die einzigartige Kaffeehauskultur in Berlin-Schöneberg nicht endgültig stirbt.