Sie prusteten los und wähnten sich wohl in einem Paralleluniversum. Mitten in der Regierungserklärung von Olaf Scholz im Bundestag konnten Finanzminister Christian Lindner und Opppositionschef Friedrich Merz nicht an sich halten.

Während die Liberalen ganz begeistert sind, gibt es von links energischen Widerspruch für den Bundeskanzler.

Szene im Bundestag sorgt für Lacher

Einst war Olaf Scholz zu Juso-Zeiten ein bekennender Marxist, nun sozialdemokratischer Kanzler. Zwar hat die SPD spätestens mit dem Godesberger Programm 1959 ihren Frieden mit der Marktwirtschaft geschlossen, doch fremdelt man mit den kapitalistischen Auswüchsen.

Umso erstaunlicher war es, als Olaf Scholz am Mittwoch (26. Juni) im Bundestag klar bekannte:

„Wir brauchen einen funktionsfähigen Kapitalismus in Europa, der die Wachstumsfinanzierung der Unternehmen zu Stande kriegt.“
Olaf Scholz im Bundestag

Sozialdemokrat Scholz bekommt Applaus von Liberalen

Scholz will zusammen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine „Kapitalmarktunion“, um die zersplitterten Finanzmärkte in Europa zu überwinden. So könnten Unternehmen leichter an privates Kapital für Investitionen herankommen.

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Dass ausgerechnet der Sozialdemokrat Scholz im Bundestag so forsch und entschlossen über den Kapitalismus spricht, sorgte bei Lindner für Freudenstrahlen. Der Liberale kicherte. Merz dagegen lachte höhnisch und schien völlig ungläubig zu sein, was er da eben zu hören bekam.

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Während der FDP-Abgeordnete Jens Teutrine den Ausschnitt begeistert teilte („Lieben wir“), kommt aus der Linkspartei im Bundestag direkt Widerspruch.

Der frühere Parteivorsitzende Bernd Riexinger reagiert auf X: „Funktionsfähig ist der Kapitalismus, wenn hohe Profite gemacht werden. Das ist die Triebkraft des Kapitalismus. Häufig rücksichtslos gegen Mensch und Natur.“ Der Satz sei darum „Ausdruck von Unkenntnis“ von Scholz. Er habe „den tatsächlichen Charakter des Kapitalismus“ nicht erfasst und versuche nicht mal, diesen als Sozialdemokrat zähmen zu wollen.