Wenn der Bauch schmerzt, die Nase läuft oder der Hals kratzt, zieht es viele Berliner in eine Apotheke. Die ist oft fußläufig erreichbar und kann mit Medikamenten & Co. meist schnell Abhilfe verschaffen. Auch nach Arztbesuchen bekommt man dort in der Regel direkt, was der Arzt verschrieben hat.
Die Apotheken spielen damit eine wichtige Rolle im Gesundheitsnetz und in der Versorgung der Bevölkerung. Ihre Kompetenz liegt darin, morgens bis abends mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Eine Leistung, die es inzwischen aber immer weniger gibt. Und die Situation wird sich in Zukunft noch weiter verschlechtern, wie eine Apothekerin im Gespräch mit BERLIN LIVE erklärt.
Berliner Apotheken werden weniger
Das Apothekensterben hat nämlich längst auch die Hauptstadt erreicht. Inzwischen schließen nicht mehr nur in ländlichen Regionen mehr und mehr Apotheken, sondern auch in Berlin. Zwischen 2014 und 2023 waren es 145. Die Dichte der Apotheken sinkt. Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) kommen auf 100.000 Einwohner 19 Apotheken. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 21, europaweit bei 32. Berlin hat die zweitniedrigste Apothekendichte in Deutschland.
Ausbaupotenzial gibt es also ordentlich. Doch wer auf Besserung hofft, wird wohl enttäuscht. Denn das Apothekensterben geht weiter und weiter und wird auch in Zukunft aller Voraussicht nach kein Ende nehmen. Zu viele Herausforderungen machen Inhabern zu schaffen.
Das sind einige der Gründe
Die Apothekerin, Inhaberin und 2. stellvertretende Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins, Hendrikje Lambertz, zeichnet auch deswegen ein düsteres Bild: „Die Prognose ist schon in viel kürzerer Zeit viel dramatischer.“ Damit spielt sie auf Hochrechnungen an, den zufolge es bereits 2030 bundesweit nur noch rund 10.000 Apotheken gäbe. Aktuell sind es noch knapp mehr als 17.000.
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Ein erheblicher Rückgang, der reihenweise Gründen geschuldet ist. Die Apotheken belastet unter anderem eine schlechte Ertragssituation, fehlender Nachwuchs sowie der Umstand, dass sich keine Nachfolger finden lassen. Viele Inhaber schließen zudem ihre Apotheken bereits vor der Rente, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt.
„Ganz schnelle Entscheidung, die man treffen muss“
Auch Hendrikje Lambertz musste bereits eine Apotheke in Berlin dichtmachen. „Aus den Gründen, dass die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben war“, wie sie erklärt. Die Kundenzahl und der Umsatz und damit auch die Arbeit in der Apotheke habe zwar zugenommen, doch der stagnierende Ertrag konnte die gestiegenen Kosten nicht decken. „Und es ist dann einfach eine ganz schnelle Entscheidung, die man treffen muss“, sagt sie und ergänzt: „Die Apotheken sind halt immer eingetragene Kaufleute. Und haften dann mit ihrem Privatvermögen. Und sobald da irgendwie ein Monat nicht positiv ist, dann ist es schon schwierig, diesen ganzen Rechnungsfluss aufrecht zu halten und Rechnungen zu bezahlen, zum Beispiel die Großhandelsrechnungen.“
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Los ist die Inhaberin alle die Probleme mit der Schließung allerdings nicht. Sie betreibt noch eine weitere Apotheke, die Rosen-Apotheke in Berlin-Lichtenberg. Und um die vor demselben Schicksal zu bewahren wie ihre andere Apotheke, wünscht sich Hendrikje Lambertz vor allem eines: mehr Geld für Apotheken! „Apotheken müssen für ihre Arbeit besser vergütet werden, zum einen, um den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten und um ihr Personal ausreichend zu bezahlen und dafür zu sorgen, dass das auch in Zukunft noch Menschen machen und zum anderen auch, um Investitionen zu leisten“, so ihre Forderung. Doch, ob die im Bundesgesundheitsministerium Gehör findet? In den letzten Jahren war dem jedenfalls nicht so. Mit Blick auf die Zukunft und das Apothekensterben bleibt zu hoffen, dass dem allerdings bald so ist. Sonst dürfte es schon in wenigen Jahren für die Menschen noch schwieriger werden, an Medikamente zu kommen.