Es wird nur eine ganz kurze, dafür aber sehr außergewöhnliche und aufregende Reise werden. Rico und Natascha haben sich in Berlin kennengelernt und leben seit ein paar Jahren in Brandenburg. An diesem Freitagabend (22. November) geht es für sie wieder zurück nach Berlin – dort werden sie einen wichtigen deutschen Preis entgegennehmen.
Mehr als ein paar Stunden können sie ihr zu Hause in Brandenburg nicht verlassen, wie sie im Gespräch mit BERLIN LIVE vorab erzählt haben. Für das, was sie dort jeden Tag machen, werden sie in Berlin geehrt. Uns haben sie einen Einblick in ihr außergewöhnliches Leben gewährt.
Von Berlin nach Brandenburg
Seit 2015 widmen Rico und Natascha ihre Energie, Aufmerksamkeit und Zeit – ja, ihr ganzes Leben – ihren derzeit 64 tierischen Mitbewohnern. Seit 2016 ist ihr Zuhause die Burg Nagezahn – ein Haus in Werneuchen in Brandenburg. Dort leben die beiden Mittdreißiger unter einem Dach mit Kaninchen, Chinchillas, Mäusen, Meerschweinchen und vielen anderen Nagetieren. Für ihre Arbeit haben sie nun den Deutschen Tierschutzpreis 2024 in der Kategorie Publikumspreis gewonnen.
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„Als wir das Haus in Brandenburg gekauft haben, haben uns sehr viele für verrückt erklärt.“ Dann kam 2022 der Berliner Tierschutzpreis. Viele hätten daraufhin anders reagiert. „Wow, die haben den Preis bekommen? Dann kann es ja gar nicht so schwachsinnig sein, was sie machen“, erzählen sie und lachen.
Natascha ist gelernte Tierpflegerin und arbeitet neben ihrem Vollzeitjob in der Burg Nagezahn auch im Tierheim Berlin. Die meisten ihrer Schützlinge beziehen sie und Rico von dort – „ich würde sagen so 70 Prozent oder 80 Prozent“, erzählt Natascha im Gespräch. „Wir haben manchmal Abgabe-Tiere, aber hauptsächlich nehmen wir schwer vermittelbare Tiere aus dem Tierheim Berlin auf.“
Kaninchen und Meerschweinchen sind einem Haus untergebraucht
In der Burg Nagezahn leben die Tiere in Freiheit. Das Haus in Brandenburg teilt sich in verschiedene Zimmer für Kaninchen, Meerschweinchen, Degu oder Chinchilla auf. Natascha und Rico bewohnen einen Raum im oberen Teil – der größte Teil des Hauses gehört aber den Tieren.
Ab 6 Uhr morgens geht es in der Regel mit der Arbeit los. Zu den täglichen Aufgaben gehören allen voran die Fütterungen, medizinische Verpflegung sowie das Reinigen der Zimmer. Das bedeutet „13 bis 14 Waschmaschinenladungen an Decken und Handtüchern am Tag“, erzählen die beiden. Neben baulichen Arbeiten im Haus an betreibt Natascha auch noch einen Social Media Arbeit auf Instagram. Außerdem kommen Tierarztbesuche oder Termine mit interessierten Tierfreunden hinzu.
„Kleine Herzen mit großen Bedürfnissen.“
Jedes Tier hat einen Namen und eigenen Charakter. „Das größte Problem ist, dass Leute die Tiere komplett unterschätzen. Unser Leitspruch ist immer: „Folgt uns für kleine Herzen mit großen Bedürfnissen.“ Denn egal, was wir machen – wir wollen den Leuten aufzeigen, egal ob Maus, Kaninchen oder Meerschwein, sie alle haben einzelne Charaktere.“
Ihr Ziel und ihre Motivation für die alltägliche Arbeit? „Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass ein Tier kein Deko-Objekt ist und dass man diese Käfige aufbricht“, so Natascha weiter. Und das meint sie wortwörtlich.
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„Wir leben hier mit Tieren zusammen, wir sprechen uns gleichzeitig aber dafür aus, dass ein Ende jeglicher Tierhaltung unser Wunsch wäre. Das heißt, dass der Mensch und die Tiere auf Augenhöhe leben und wir Tiere nicht mehr ausbeuten sollten. Solange diese Tiere aber in diesem System sind, versuchen wir aufzuklären und sie zu schützen.“
Vom Publikum zu Preisträgern gewählt
Zu Preisträgern wurden die beiden vom Publikum erkoren. „Für mich zeigt das, was für eine Community Nagetiere und Kaninchen mittlerweile haben. Wir sind sehr dankbar, dass so viele Leute für uns abgestimmt haben.“
Den Preis würden sie als Burg Nagezahn entgegennehmen. „Für mich ist es aber so, dass die Nagetiere und Kaninchen den Preis bekommen. Dass sich schon eine Menge verändert hat und dass sich immer mehr Leute stark und laut machen – das finde ich total gut“, so Natascha abschließend.