Am Montag (2. September) startet in Berlin das neue Schuljahr. Für rund 404.000 Schüler heißt es nun wieder ab ins Klassenzimmer – zumindest, wenn der Unterricht stattfindet. Doch vielerorts gibt es immer wieder massive Ausfälle. Denn die Hauptstadt ächzt unter dem Lehrkräftemangel.
Zwar wurden zum neuen Schuljahr laut Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) 3.000 neue Kräfte eingestellt, doch das sei noch lange nicht genug, so Louis Krüger, Abgeordneter der Grünen im Abgeordnetenhaus. Gegenüber BERLIN LIVE forderte deutlich mehr Maßnahmen.
Berlin: Grünen-Politiker wirft CDU „schön rechnen“ vor
Laut Katharina Günther-Wünsch fehlen in Berlin aktuell 690 Lehrkräfte. Eine Zahl, die an sich schon erschreckend hoch ist. Doch wie Louis Krüger jetzt erklärte, wurden diese „schön gerechnet.“ Ausgelassen wurde zum Beispiel die Mehrarbeit von Lehrkräften sowie die Reduzierung von Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler.
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Für ihn brauche es deshalb mehr effektive Sofortmaßnahmen. Vor allem, weil aktuell einige Bezirke überproportional vom Unterrichtsausfall betroffen seien. Für Schüler hätte das katastrophale Folgen – so Krüger gegenüber BERLIN LIVE: „Sie werden in größeren Lerngruppen zusammengelegt, Förderangebote müssen gestrichen werden, Ganztagsbetreuung fällt aus und die Unterrichtsqualität sinkt.“ Vor allem die schwächsten Schüler leiden am meisten darunter
Diese Maßnahmen könnten helfen
Langfristig helfen da natürlich nur mehr Lehrkräfte. Das könnte man über eine höhere Quote von Lehramtsabsolventinnen, Ein-Fach-Lehrkräfte und Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen erreichen. Kurzfristig brauche es dagegen andere Ideen.
Konkret hat Krüger dafür fünf Vorschläge. Eine Möglichkeit, mehr Lehrkräfte an Land zu ziehen, wäre „allen Lehramtsstudierenden ein Stipendium anzubieten, mit dessen Inanspruchnahme sie sich zu einem Referendariat an einer Schule mit überproportionalem Lehrkräftemangel in armutsbelasteten Kiezen verpflichten.“ Das mache man bereits in Brandenburg. Darüber hinaus müssten vorhandene Lehrkräfte in Berlin besser verteilt werden.
Drittens müsste man Ausgleichsmaßnahmen für Lehrer schaffen, die besonders große Klassen unterrichten. Gleichzeitig könne man Lehrer durch eine Überarbeitung der Stundentafel entlasten. Diese gibt an, wie viele Wochenstunden Schüler in jedem einzelnen Fach haben müssen. „Eine geregelte Stundenreduzierung ist gerechter und sinnvoller, als Förderstunden zu Lasten der Schwächsten zu streichen“, so der Grünen-Abgeordnete zu BERLIN LIVE.
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Außerdem wäre es auch möglich, außerschulische Träger in die Schulbildung zu integrieren. Für Louis Krüger sind das zum Beispiel Orte wie Bibliotheken, Museen und Theater aber auch Akteure aus der Berufspraxis.
Gerade letztere werden im Moment quasi schon häufig eingesetzt. Denn an den Berliner Schulen lehren immer mehr Quereinsteiger. Der Grünen-Abgeordnete befürwortet das. Allerdings fügt er hinzu: „Auf Dauer ist der Einsatz von Personen ohne entsprechende Qualifizierung aber keine Lösung. Vielmehr müssen entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden und der Lehrkräfteberuf generell attraktiver werden.“ Nur so können das Problem dauerhaft gelöst werden.