Berlin ist bekannt für Kokstaxen. Wer schnell auf der Suche nach Drogen ist, kann über zahlreiche Messenger-Gruppen einfach einen Fahrer bestellen, der einem liefert, was auch immer man möchte.
Doch in dem Prozess, der am Freitag (2. August) vor dem Berliner Landgericht verhandelt wird, lief mutmaßlich alles ein wenig anders. Statt Treffen an schmuddeligen Straßenecken konnten Konsumenten vermeintlich zu einer Mutter und ihrem Sohn nachhause kommen – und dort Drogen kaufen! Jetzt stehen Birgit (58) und Jan S. (31) vor Gericht.
Berlin: Mutter und Sohn wegen Drogenhandels vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter und ihrem Sohn vor, im April und November 2022 verschiedene Drogen verkauft zu haben. Diese seien in der Wohnung von Birgit S. verwahrt worden, von wo aus Jan sie dann verkauft haben soll.
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Auf die Schliche kamen die Behörden dem ungewöhnlichen Duo indirekt durch einen Tipp aus der Bevölkerung. Denn Anwohner des Volksparks Wilmersdorf haben sich immer wieder bei der Berliner Polizei beschwert, dass es rund um die Grünanlage stark nach Cannabis riechen soll.
Als die Beamten im April 2022 den Park dann observierten, beobachteten sie einen jungen Mann, der in der Wohnung von Birgit S. verschwand und sie kurz darauf wieder verließ. Bei der anschließenden Kontrolle des Jugendlichen fanden sie Marihuana. Eine darauffolgende Durchsuchung der Wohnung zeigte sich dann aber das wahre Ausmaß der Machenschaften.
Angeklagte fallen sich in die Arme
Birgit S. soll über sechs Kilogramm Cannabis, fast 200 Ecstasy-Tabletten sowie Kokain in nicht geringer Menge versteckt haben. Auch Bargeld wurde in der Berliner Wohnung sichergestellt.
Im November 2022 konnten die Behörden in direkter Nähe des Apartments dann erneut einen Deal beobachten, der sie wieder zu Birgit S. und ihrem Sohn Jan führte. Auch dieses Mal sollen bei der Wohnungsdurchsuchung verschiedenste Rauschmittel, Bargeld und eine Schreckschusspistole gefunden worden sein.
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Nun müssen sich die beiden wegen des mutmaßlichen Drogenhandels und dem Verstoß gegen das Waffengesetz vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt verweigerten beide Angeklagten zunächst die Aussage. Sichtlich mitgenommen verfolgt Birgit S. die Verlesung der Anklageschrift.
Ihr Sohn Jan schaut dagegen mit verschränkten Armen auf den Tisch vor sich. In der ersten Pause stürmt er aus dem Saal und atmet sichtlich angespannt ein und aus. Seine Mutter geht auf ihn zu – und umarmt ihn fest. Wie als Zeichen, diese für sie schlimme Zeit zusammen durchstehen zu wollen, fallen sich beide in die Arme.
Die Verteidiger der beiden Angeklagten kündigten jeweils an, dass sich ihre Mandanten in den nächsten Prozesstagen äußern wollen. Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt.