Kida Khodr Ramadan sorgt für Unterhaltung. Allerdings nicht durch einen erneuten Anwaltswechsel, um der anstehenden Haftstrafe zu entkommen – sondern durch die Veröffentlichung seiner neuen Mini-Serie „Testo“. Seit dem 2. Februar ist das Drama rund um einen Banküberfall inmitten der Hauptstadt in der ARD-Mediathek abrufbar.
Umso mehr die Vorfreude vor Ausstrahlung bei den Fans von Ramadans Klassiker „4 Blocks“ stieg, desto ernüchternder fielen die anschließenden Meinungen zu „Testo“ aus: „Fehlender Tiefgang“, „Völlig realitätsfern“ oder „Dumm, wie die Polizei hier verkauft wird“, lauten nur drei der zahlreichen Zuschauer-Kommentare im Netz. Ein Berliner Polizei-Experte überzeugte sich selbst davon.
Kida Khodr Ramadan: Die Realität verfehlt?
„Man kann schon festhalten, dass Herr Ramadan gutes Entertainment liefert. Die Serie ‚Testo‘ ist unterhaltsam und eine stilistisch gute abgedrehte Reihe, die sicher viele Zuschauer vor Flimmerkisten und andere Bildschirme zieht“, zeigte sich Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, im Gespräch mit BERLIN LIVE in Sachen Unterhaltung zuversichtlich.
In Hinblick auf Szenen, wie beispielsweise das spontane Fußballspiel mit dem eigenen Sohnemann am Tatort, Berliner Beamte in BMW-Streifenwagen oder die Döner-Lieferung in die Bankfiliale, hat die Serie jedoch einige Kritikpunkte aufzuweisen. „Sie hat leider relativ wenig mit der Realität zu tun und zeigt mit Blick auf die Darstellung der Berliner Polizei sicherlich auch eine gewisse ideologische Haltung des Regisseurs“, stellte Jendro klar.
Berliner Polizei-Experte nimmt kein Blatt vor den Mund
Zwar könne man dies als künstlerische Freiheit betiteln – laut des GdP-Pressesprechers werde die Serie allerdings wenig dazu beitragen, „junge Leute für die Polizei zu begeistern und so die großen Nachwuchsprobleme mildern“. Und Jendro wagte sich in seinem Statement sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn wir ehrlich sind, bedarf es dafür aber auch keinen Kida Khodr Ramadan.“
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„Es gibt viele Formate im Unterhaltungsfernsehen, die jetzt nicht unbedingt ein gutes Licht auf die Polizei werfen und eher dafür sorgen, dass man sich mit Leuten wie Stulle oder Pepsi identifiziert als mit Funkwagenfahrerin Sybille Fischer“, argumentierte Jendro weiter. Daneben gebe es ohnehin immer wieder heroische Darstellungen von Ermittlern.
Immer mehr Formate zwischen Fiktion und realem Leben
So sehe man beispielsweise auch in Formaten wie dem ARD-Tatort immer seltener, „dass Polizeiarbeit in erster Linie nicht durch einzelne Helden, sondern im Team funktioniert.“ Solange Fiktion und Realität noch zu unterscheiden sind, dürfte dies allerdings kein Problem sein. „So bleibt festzuhalten, dass die Kunst nicht zwangsläufig die Realität abbilden muss, beides aber durchaus spannende Facetten mit sich bringen kann“, stellte Jendro abschließend klar. Sich „Testo“ ein zweites Mal zu Gemüte zu führen – darauf wird der Gewerkschaftssprecher aber trotz alldem wohl verzichten können.