Öffis ohne Fahrschein fahren und keine harten Strafen mehr befürchten – das ist in einigen deutschen Städten schon Realität. Könnte das jetzt auch bei der BVG in Berlin so kommen? BERLIN LIVE fragte nach.
Bislang galt in der Hauptstadt wie auch in den meisten anderen Städten, dass das Fahren mit Bahnen und Co. ohne gültigen Fahrschein 60 Euro kostet und bei Wiederholungen eine Anzeige, womöglich im schlimmsten Fall sogar Gefängnis droht. Doch mancherorts werden die Strafen für Schwarzfahrer gelockert.
Macht es die BVG bald wie die KVB?
Neuestes Beispiel für eine Stadt, die Schwarzfahrern ja schon fast etwas entgegenkommt, ist Köln. Alle, die von den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) mehrfach ohne Fahrschein erwischt werden, müssen nämlich offenbar künftig keine Strafanzeige mehr befürchten. Dadurch soll die Justiz entlastet werden, hieß es aus Reihen der FDP. Und die Linke betonte, dass Anzeigen meist nicht zu einer Zahlungsfähigkeit führten.
Auch Verkehrsbetriebe in anderen Städten wie Düsseldorf oder Münster sehen bereits von Anzeigen gegen Schwarzfahrer ab. Wird die BVG sich ebenfalls anschließen? Auf Nachfrage von BERLIN LIVE wollten sich das Unternehmen nicht äußern. Wie man dort also zu dem Thema steht, unklar! Ganz anders sieht es hingegen beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) aus.
Sie forderten das Aussetzen der Strafen für das Erschleichen von Leistungen
Pressesprecher Lars Wagner erklärte gegenüber dieser Redaktion: „Eine Verharmlosung des Fahrens ohne gültiges Ticket halten wir generell für falsch.“ Der VDV sieht ein grundsätzliches Problem in der Herunterstufung der Strafen beim Fahren ohne Fahrschein. Dieses signalisiere, dass es „schon nicht so schlimm“ sei, wenn man mal ohne Ticket fahre. Wagner betonte, dass Fahrgäste des ÖPNV eine Leistung in Anspruch nehmen, für die auch Kosten entstehen würden, die bezahlt werden müssen.
Wer ohne Ticket fährt, schädige ihm zufolge nicht nur die Verkehrsunternehmen, sondern auch die anderen Menschen. Denn deren Steuergelder seien es, die die „Verluste der öffentlichen Verkehrsunternehmen“ ausgleichen würden.
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Anders als der VDV sieht das ganze die Linke in Berlin. Sie forderte bereits im Sommer 2023 den Senat dazu auf, Strafen für das Erschleichen von Leistungen auszusetzen. BERLIN LIVE berichtete. Sebastian Schlüsselburg, rechtspolitischer Sprecher der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, erklärte damals, der BVG würde dadurch kein Schaden entstehen. „Sie kann die erhöhten Beförderungsentgelte weiter bei den Amtsgerichten durchsetzen.“
Genau das tun die Verkehrsbetriebe auch – allerdings kommen in vielen Fällen auch weiterhin Anzeigen hinzu. Der Antrag der Linken scheiterte nämlich und so steht es derzeit in den Sternen, ob und wann Schwarzfahrer in Berlin nicht mehr mit Anzeigen oder gar Haftstrafen rechnen müssen.